Hier sollte eigentlich ein schlauer, bedeutungsschwerer Spruch über die Weisheit des Lesens stehen, richtig?
Ich wollte lieber einen Witz reißen, aber mir fällt keiner ein.
Inhalt
R ist ein Zombie. In einer postapokalytpischen Welt leben er und zahlreiche weitere Zombies, darunter M, der so etwas wie sein Freund ist, auf einem verlassenen Flughafen. Sein Tagesablauf besteht in erster Linie aus stöhnend herumstehen und gelegentlich mal ein bisschen Gehirn futtern. Bei einem seiner Jagdausflüge trifft er Julie, deren Freund er gerade (ohne ihr Wissen) verspeist hat. Obwohl er selbst nicht weiß, warum, nimmt er sie mit auf den Flughafen und beschützt sie vor den anderen Zombies. Obwohl er sich an sein menschliches Leben (und den Rest seines Namens) schon lange nicht mehr erinnern kann, versucht er, Julie näher zu kommen und stellt fest, dass irgendetwas Seltsames mit ihm und den anderen Zombies passiert. Da er das Gehirn von Perry, Julies Freund, gegessen hat, trägt er dessen Erinnerungen mit sich herum, die ihm die Menschlichkeit Stück für Stück näherbringen ...
Überschattet wird dies von den "Boneys", den ältesten Zombies, die nur noch aus Knochen bestehen und so etwas wie deren Anführer sind, und den Menschen, allen voran Julies Vater, der fest entschlossen ist, alle Zombies auszulöschen.
Meine Meinung
Das Buch hat mich sehr positiv überrascht. Cover und Titel der deutschen Ausgabe sind so entsetzlich, dass mich das von dem Buch gründlich abschreckte. Ich habe es dann, weil ich den Trailer zum Kinofilm, der dieses Jahr erscheinen wird, recht amüsant fand, auf Englisch als eBook gekauft und gelesen.
Ich hatte etwas anderes erwartet und war höchst angetan von der Geschichte. R, aus dessen Perspektive sie größtenteils erzählt wird, ist ein sehr sympathischer Protagonist, der dem Leser schnell ans Herz wächst. Es gibt einiges zu Schmunzeln, wie zum Beispiel der Alltag der Zombies (and we stood around an groaned for a while ...) oder Rs Versuche, sich mit Julie zu unterhalten, obwohl Zombies nicht mehr als zwei Wörter zusammenhängend herausbringen ... die Handlung ist aber im Grunde ernster, als ich anfangs dachte. Immer wieder stellt sich die Frage, warum es Zombies gibt, wie es dazu kommen konnte, dass die Welt so zerstört ist (es gibt keine Staaten mehr, die Menschen versuchen nur noch, irgendwie über die Runden zu kommen), ob es überhaupt noch einen Sinn hat, weiterzukämpfen und was das "Ende der Welt" eigentlich ist - für die Menschen und die Erde an sich.
Von all dem war ich sehr angetan und die Theorie über den Ursprung der Zombies, die Julie aufstellt (endgültig geklärt wird es nicht), machte mich nachdenklich. Sind wir nicht schon lange Zombies, nur noch mit dem Ziel, reich und erfolgreich zu werden, höher, weiter, schneller und vergessen dabei das eigentliche Leben?
Die Sprache ist angenehm und sehr einfach zu lesen, man kann das Buch auch auf Englisch lesen, wenn man die Sprache nicht soo perfekt beherrscht.
Was mich etwas störte, war, dass Passagen, in denen R Perrys Erinnerungen durchlebte, oft sehr verwirrend waren und man sich manchmal auch fragte, wer eigentlich gerade was erlebt, und der Kitsch, der sich am Ende ein bisschen breitmachte.
Wer Twilight mochte, wird dieses Buch wahrscheinlich auch mögen, wer Twiligt nicht ausstehen kann (wie ich), kann hier auch seine Freude am Lesen haben, denn es ist meiner Meinung nach tausendmal besser.